Am 15.06.2025 trafen sich 7 Wanderfreunde vom Wanderverein Burgstädt zu einer Tour am romantischen Wasserlauf der Freiberger Mulde bei Nossen. Es standen 2 Strecken zur Auswahl. Für 14 km, mit Ende in Nossen, entschieden sich nur 2 Leute. Die anderen machten noch einen Abstecher zum Kloster Altzella und kamen auf 25 km. Den Großteil der Strecke absolvierten wir alle gemeinsam. Mit dem Zug ging es über Chemnitz nach Freiberg und weiter mit dem Bus nach Obergruna, Haltestelle "Abzweig Bergmann". Dies war bereits ein Hinweis auf das ehemalige Freiberger Bergbaurevier. Im Wald stießen wir immer wieder auf Relikte und Info-Tafeln aus dem Alt-Bergbau. So wurde z. B. ab 1788 ein Erzkanal erbaut. Über ihn sollte mit Kähnen das Erz aller wichtigen Gruben des Freiberger Nordreviers zur Hütte Halsbrücke verschifft werden. Die Freiberger Mulde war auf längeren Wegstrecken unsere Begleiterin.
Freiberger Mulde An der Freiberger Mulde
Im kleinen Ort Obergruna trafen wir auf das sehenswerte Gebäude der Münzner Maschinenfabrik, welche ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts existierte und Spezialmaschinen für Bergbau-Unternehmen, Sägewerke und Papiermühlen in Europa, Amerika und Japan lieferte. 1972 verstaatlicht und ab 1991 wieder privat, seit 2016 als "Hofmeister Maschinen- und Stahlbau GmbH" betrieben, ist es immer wieder erfreulich, wenn ein Traditionsbetrieb auch heute noch besteht. Weiter wanderten wir nach Reinsberg. Hier war das sogenannte "Zollhaus" ein markantes Gebäude. In früherer Zeit diente es als Unterkunft für den Zolleinnehmer. Dies und seine alte Brücke haben eine historische Vergangenheit. Die alte Meißner Straße überquerte hier die Bobritzsch (ein Nebenfluss der Freiberger Mulde) und verband die damals bedeutendsten Städte Sachsens, Freiberg und Meißen. Ab 1732 ersetzte man die ehemalige Holzbrücke durch die noch heute vorhandene Doppelbogenbrücke aus Stein. Gegenüber vom ehemaligen Zollhaus befindet sich die gleichnamige Gaststätte. Ungefähr seit 1800 wurde hier das Schankrecht ausgeübt. Das jetzige Aussehen erhielt das Gebäude um 1850. Der Bau der Kleinbahn (bis Freital) in das romantische Bobitzsch- und Muldental und der Wanderweg "Grabentour" (im Zusammenhang mit dem Bau des Rothschönberger Stollns) führte viele Ausflügler hier her. Außerdem galt das Zollhaus lange als geografischer Mittelpunkt Sachsens. Heute gibt es keinen regulären Gaststättenbetrieb mehr, nur zu Himmelfahrt herrscht hier ziemlicher Trubel. Die bereits erwähnte Grabentour ist auch heute noch ein sehr beliebter Wanderweg und verläuft entlang der Bobritzsch zwischen Reinsberg und Krummhennersdorf als Naturlehrpfad.
Zollhausbrücke über die Bobritzsch Brücke der A 4 über die Freiberger Mulde
Wir kamen auf unserem weiteren Weg am Zusammenfluss von Freiberger Mulde und Bobritzsch vorbei. Unter der mächtigen Autobahnbrücke, welche bereits zu Nossen gehört, erinnert eine Tafel an die mutige Tat zweier Bürger, welche 1945 die Sprengung durch SS und Wehrmacht verhinderten. Die Brücke der Autobahn Dresden - Chemnitz wurde bereits 1936 errichtet. Sie ist 400 m lang, 70 m hoch und damit noch heute eine der größten Straßenbrücken Deutschlands. Schließlich erreichten wir den Rodigtberg, welcher schöne Ausblicke auf Nossen bietet. Bereits 1870 wurde ein hölzerner Aussichtsturm errichtet und 1884 durch ein eisernes Bauwerk ersetzt. Nach den beiden Weltkriegen verfiel der Turm jedoch und 1970 sperrte man ihn wegen Baufälligkeit. 2008 erfolgte der Abriss. Durch Spenden und Fördergelder war schließlich ein Neubau möglich. Der Turm mit dem heutigen Aussehen wurde 2020 eingeweiht (Höhe 30 m und über 135 Stufen zu besteigen).
Bergbauspuren bei Nossen Rodigtturm
Bergab durch den Rodigtpark, vorbei am Denkmal des Turnvaters Jahn (1902 anläßlich seines 50. Todestages errichtet), ging es schließlich nach Nossen hinein. Die Stadt selbst hat eine lange Geschichte. Sie wurde bereits 1185 erstmals urkundlich erwähnt und war später im Besitz der Meißner Bischöfe. Ab 1436 war das Kloster Altzella Eigentümer. Nach den Silberfunden bei Freiberg gab es auch hier Bergbau, bis 1899. Im Jahre 1664 erhielt Nossen bereits das Stadtrecht. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Stadt ein bedeutender Eisenbahnknoten. Heute ist sie eine Kleinstadt im Landkreis Meißen, mit ca. 10000 Einwohnern. Sehenswürdigkeiten sind vor allem das Schloss und Kloster Altzella.
Schloss Nossen Am Kloster Altzella
Für uns zwei Personen mit der 14-km-Strecke endete die Wanderung in der Stadt mit einer kleinen Einkehr. Die 25-km-Wanderer machten noch einen Abstecher nach Altzella. Dieses berühmte Zisterzienserkloster wurde 1164 mit Erlaubnis Kaiser Friedrich Barbarossas gegründet und war lange Jahre Familiengrabstätte der Wettiner.
Kloster Altzella Adolphstollen im Zellwald
Die Heimfahrt erfolgte jeweils über Freiberg und Chemnitz. Wir hatten wieder einen schönen Wandertag mit interessanten Informationen über die Geschichte unserer sächsischen Heimat. Vielen Dank an unseren Wanderleiter, Felix Pechmann, für die Auswahl der Strecke.
Ute Möller