Am 19.02., um 6.30 Uhr, trafen sich 11 Wanderfreunde, um die interessante Umgebung von Naumburg zu erkunden. Über Leipzig brachte uns die Bahn nach Leißling, einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Weißenfels. Das Wetter war anfangs nicht gerade „wanderfreundlich“, sondern regnerisch. Aber gemäß dem Spruch “Bei schönem Wetter kann jeder wandern“ zogen wir trotzdem los. Bis zum 1. Etappenziel, dem netten Ort Schönburg, waren die Wald- und Wiesenwege entsprechend glatt und schlammig.

     

   Bei Leißling                                                                              Winterlinge bei Leißling

 

Mit Erreichen der interessanten Ruine der Schönburg besserte sich das Wetter jedoch. Bereits in der Zeit von 1000 bis 1300 wurden Burganlagen an Saale und Unstrut errichtet. Aber schon im 7./8. Jahrhundert nach Chr. befand sich am Standort der späteren Schönburg eine slawische Wohnanlage. Die Schönburg liegt auf einem 40 m hohen Buntsandsteinfelsen und spielte eine wichtige Rolle für die Naumburger Bischöfe. In der Mitte des 12. Jh. erstmals urkundlich erwähnt, herrschte sie über 12 Dörfer in der Umgebung. Vom Bergfried aus reicht der Blick auf die Saale, zur Neuenburg über Freyburg, nach Naumburg und bis zum Schloss Goseck. Eine historische Gaststätte lädt außerdem zur Einkehr ein. Eine weitere Entdeckung war der Buntsandstein von Schönburg, eine interessante Felsformationen, bereits im Trias vor 200 bis 250 Mio. Jahren entstanden. 

 

     

   Ruine der Schönburg                                                                 Buntsandstein

 

     

   In Schönburg                                                                             Blick auf die Saale

 

Unser Wanderweg nach Naumburg führte durch kleine hübsche Orte und entlang der Saale. Schließlich erreichten wir die Stadt und wanderten zum Marktplatz, sowie zum Dom. Naumburg ist nicht nur sehr sehenswert, auch Mittelpunkt des Weinanbaugebietes von Saale-Unstrut, sondern hat auch noch eine über 1000-jährige Geschichte. Die Anfänge der Landschaft reichen bis in die Bronze- und Eisenzeit zurück. Ab dem 4. Jh. nach Chr. siedelten sich germanische und slawische Stämme an und ab dem 9. Jh. gab es bereits Ortsgründungen. Die erste urkundliche Erwähnung war 1012, als die Markgrafen von Meißen an der Kreuzung von 2 Handelsstraßen die „Neue Burg“ errichteten. 1021 wird bereits von der Neugründung einer Propstei an der Stelle des Domes berichtet und 1028 der Bistumssitz von Zeitz nach Naumburg verlegt. Seit 1144 existiert das Stadtrecht und viele Klöster und Dörfer der Region entstanden (u.a. auch das heutige Bad Kösen). Im Spätmittelalter war die Stadt bereits Handels- und Messeplatz. Die Reformation spielte ebenfalls eine große Rolle und 1542 wurde der erste evangelische Bischof durch Luther eingesetzt. 1815 erfolgte die Eingliederung in die neue „Provinz Sachsen“ und seit 1846 gab es bereits den Bahnanschluss von Halle nach Erfurt. Bombenangriffe zerstörten 1945 einen Teil der Stadt. Seit der Wiedervereinigung 1990 gehört Naumburg zu Sachsen-Anhalt (vorher Bezirk Halle). Das Wahrzeichen der Stadt ist natürlich der imposante Dom „St. Peter und Paul“. Er wurde in spätromanisch-frühgotischem Stil einer Basilika mit 4 Türmen errichtet. Baubeginn 1213, frühgotischer Westchor ab 1240, Ostchor in der 1. Hälfte des 14. Jh. Ältester Bau war die Krypta, um 1170 entstanden. Zwischen 1960 und 1968 grundlegend restauriert, ist das Bauwerk seit 2018 UNESCO-Weltkulturerbe. Es gibt aber noch viele andere sehenswerte und gut erhaltene Gebäude in der Stadt.

 

    

   Markt in Naumburg (Saale)                                                        Naumburger Dom

 

Die letzte Etappe unseres interessanten Wandertages führte über den Bismarckturm (mit Blick auf die Saale) zum Friedensstein. Dieses Denkmal erinnert an die Kriegsereignisse von 1806 und 1813, wo gegen Napoleon gekämpft wurde.  Dann erreichten wir die Stadt Bad Kösen. Diese ist auch immer eine Reise wert und hat eine ähnlich lange Geschichte wie Naumburg zu verzeichnen. Um 1040 wurde die Gegend bereits als Flurstück erwähnt und die ersten Siedler kamen in der Zeit der Klostergründungen (u.a. Kloster Pforta) im 12. Jh. hierher. Bis zum 18. Jh. spielte die Flößerei auf der Saale und die Salzgewinnung eine Rolle. Seit 1868 wurde der Ort als Stadt erwähnt ist seit 1935 „Badeort“, als Sole- und Heilbad. Durch den Kurpark erreichten wir das beeindruckende Gradierwerk. Bereits seit dem 16./17. Jh. ist dieses Verfahren bekannt. Die Sole der Saline rieselt dafür eine meist 10 m hohe Wand aus Reisig des Schwarzdorns herunter, durch Holzgestelle in einzelne Felder aufgeteilt und abgestützt. Wind und Sonne lassen das Wasser verdunsten und der Salzgehalt wird erhöht. Holzgerüst, Pumpen und Siedeeinrichtungen waren jedoch sehr kostenintensiv. Heutzutage zu Kurzwecken betrieben, führt das verdunstete Wasser zur Ablagerung von schwer löslichen Salzen und wirkt wie Seeluft auf die Atemwege. Der dazu gehörige Soleschacht hat eine Tiefe von 175 m und wurde 1736 in Betrieb genommen. Das Gradierwerk selbst wurde 1779/80 erbaut, ist 325 m lang und 18-20 m hoch, als Teil der Kösener Saline 1809 erweitert. Durch Pumpen wird die Sole zutage gefördert und auf das Deck des Gradierwerkes transportiert. Der Pumpenantrieb erfolgte mittels Wasserrads, wobei die Energie mittels Feldgestänge (1780 erbaut, 138 m lang) zum Soleschacht übertragen wird.  Die gesamte Anlage ist noch originalgetreu erhalten und zum Teil noch ebenso in Betrieb. 

 

    

   Blick auf Roßbach und zur Neuenburg                                        Gradierwerk in Bad Kösen

 

Mit dem Weg zum Bahnhof ging unser hochinteressanter Wandertag zu Ende und wir haben wieder ein schönes Stück Heimat kennengelernt. Die Bahn brachte uns über Leipzig in die Heimat zurück. Vielen Dank an unseren Wanderleiter Felix Pechmann für seine tollen Ideen rund um unsere Ausflüge.


Ute Möller