Am 7. Mai treffen sich acht Wanderfreunde kurz vor dem Aufstehen auf den Bahnhöfen in Burgstädt bzw. Chemnitz, um gemeinsam politik- und umweltkonform nach Erlbach ins Obere Vogtland zu reisen. Hier endete unsere sechste Etappe des bekannten Rundweges im vergangenen Herbst mit einem Abstieg und die heutige Doppeletappe beginnt gleich mit einem recht bissigen Aufstieg zum Eingewöhnen.
Blick auf Erlbach
Am Rande der Erlbacher Fluren passieren wir das kleine, aber knackige Skigebiet am Hinteren Kegelberg. Oft dem seit Jahrhunderten bestehenden sächsisch-böhmischen Grenzverlauf folgend, steuern wir den Klingenthaler Ortsteil Zwota an. Fast 500 Jahre alte Grenzmarkierungen erwecken öfters unsere Aufmerksamkeit und steuern noch einige zusätzliche Wandermeter bei. Bei Eubabrunn wird die schon längst überfällige späte Frühstückspause eingelegt, welche wiederum ihre Aufwertung durch eine hochprozentige Geburtstagsrunde erfährt! Das Zwotatal ist am frühen Nachmittag schnell erreicht, das Nahziel am Bahnhof von Klingenthal aber noch weit. Der folgende Wegverlauf ist mit dem Klingenthaler Höhensteig, welcher wiederum seinem Namen alle Ehre macht, identisch. Vom Bahnhof, die avisierten 25 km Tagesstrecke sind längst überschritten, fahren wir ein Stück mit dem Regionalbus bis zu dessen Endhaltestelle. Nach weiteren ca. 25 Minuten und einem letzten steilen Aufstieg erreichen wir endlich das 917 m hohe Aschbergplateau und damit unsere überaus freundlich geführte Jugendherberge. Der höchste Punkt der gesamten Etappenwanderung, auch die 225 schönsten Kilometer durchs Vogtland gepriesen, ist nun erreicht, aber Ausruhen und gemütlicher Herbergsabend müssen noch eine Weile warten. Nachdem die Rucksäcke in den Zimmern abgestellt sind, müssen wir uns zügig zum Abendessen begeben, bevor das Buffet abgeräumt wird. Wir wollen den verdienten Feierabend des fleißigen Personals nicht gefährden! Die herrliche Abendsonne über Vogtland und Westerzgebirge zwingt uns gewissermaßen noch zu einem äußerst erlebnisreichen Kurzausflug. Zunächst lädt der 31,91 m hohe und 1999 erbaute Aussichtsturm, nach Otto Hermann Böhm benannt, mit seiner 26,64 m hohen Plattform zu einem fantastischen Rundblick ein. Nach wenigen Metern durch dichtes Unterholz, zum Glück wieder freigeschnitten, erreichen wir im Anschluß den weniger bekannten eigentlichen Gipfel, den 936 m hohen Kamenáč. Dieser liegt, wie der Name bereits verrät, in Tschechien. Den höchsten Punkt ziert eine kleine Felsklippe mit der quadratischen Granitsäule der Königlich-Sächsischen Triangulierung, eine von 158 Stationen der von 1862 bis 1890 durchgeführten Landesvermessung. Solche Messpunkte können wir auch zu Hause auf dem Wahrzeichen unserer Heimatstadt, dem Taurastein, oder auf dem Rochlitzer Berg finden. An weiteren Felsklippen unweit des Gipfelpunktes vorbei schlendern wir der grell untergehenden Sonne und endlich dem abendlichen Wanderbier entgegen.
Mit Blick zum Kiel
Nach einem herzlichen Dankeschön an das Team der Jugendherberge und einem Startfoto mit Blick zum Kiel, der mit 943 m höchsten Erhebung des Vogtlandes, steigen wir am nächsten Morgen zur Bushaltestelle ab. Auf bekannter Fahrstrecke erreichen wir unseren gestrigen Endpunkt auf dem VPW und lassen somit wirklich keinen einzigen Meter aus. Den Weiterweg kennzeichnen anfangs einige heftige Auf- und Abstiege. Wir passieren den Standort der Großen Aschbergschanze, die nach der Wende abgerissen wurde. Die Natur hat sich ihr Areal zurückgeholt oder wie man heute sagt, das Gelände wurde renaturiert. Ohne die entsprechende Hinweistafel an einem alten Floßgraben wäre uns wahrscheinlich nichts Besonderes mehr aufgefallen. Dieser Floßgraben führt zu einem Floßteich, an dem wir einen idyllischen Pausenplatz finden. In vergangenen Jahrhunderten wurden Baumstämme von hier aus bis in die Vereinigte Mulde bei Grimma geflößt. Den weithin markanten Aschberg sehen wir nun noch öfters, lassen diesen aber rechter Hand liegen und wandern über eine Forststraße, im Winter als Anschlußloipe genutzt, zügig Richtung Kammloipe. Östlich an Mühlleithen vorbei auf breiten und gut ausgebauten Wanderwegen, nun auch meistens entspannt leicht bergab, passieren wir Zeughaus. Nach nur knapp 25 Tageskilometern sind das Tal der Großen Pyra und deren Mündung in die Zwickauer Mulde erreicht. An der Deutschen Raumfahrtausstellung in der Dr.-Sigmund-Jähn-Straße von Morgenröthe-Rautenkranz findet ein mit ganz tollen Erlebnissen und vielen hundert Höhenmetern gespicktes Wanderwochenende seinen krönenden Abschluß. In Muldenberg bleibt uns noch etwas Zeit, original vogtländische Gastlichkeit zu genießen. Nach dem anstrengendsten Abschnitt der beiden Tage, nämlich der langwierigen Heimfahrt mit drei Umstiegen, erreichen wir ausgefüllt mit viel Wanderglück zu später Stunde wieder Burgstädt.
Ein kurzes Fazit sei gestattet: Diese beiden Etappen sind sehr aufwendig, was die Organisation mit Übernachtung, insbesondere An- und Abreise, anbelangt. Unser Wanderleiter Felix Pechmann hatte dankenswerter Weise wie immer alles bestens im Griff! Und natürlich waren wir alle zusammen ein starkes Team.
Uwe Trenkmann