Auf Luthers Spuren waren Mitglieder des Wandervereins Burgstädt am 22. Januar an der Elbe im Raum Wittenberg unterwegs. Start unserer 26 km langen Tour war am Bahnhof der Kleinstadt Coswig (Anhalt), auf halbem Wege zwischen Dessau und Wittenberg gelegen. Unser erster Besuch galt dem hiesigen Schloss, einst Witwensitz anhaltischer Fürsten, später Gefängnis und Archiv. Seit Jahren leerstehend und in keinem sonderlich guten Bauzustand, befindet es sich heute in Privatbesitz. Bessere Zeiten sind ihm dringend zu wünschen.

Schloss Coswig (Anhalt)

Danach hatten wir eine Verabredung mit der Pfarrerin der Nicolaikirche, die uns Gelegenheit gab, einen Blick in dieses geschichtsträchtige Gotteshaus zu werfen. Es präsentiert sich heute als ein Stilmix aus Romanik, Gotik, Renaissance und Barock. Insbesondere Epitaphien aus der Werkstatt Lucas Cranachs des Jüngeren wurden uns als besondere Highlights der Ausstattung gepriesen. Die Kirche ist zudem eine Stempelstelle am Lutherweg Sachsen-Anhalt, wovon wir ebenfalls Gebrauch machten. Dann ging es wirklich los und wir wanderten am Rand der Elbaue entlang, der sogenannten Grieboer Schweiz entgegen. Die Elbe reicht hier bis an die ersten Höhenzüge des Flämings heran und formte einen hohen Prallhang, von dem sich eindrucksvolle Ausblicke auf den Fluss und die gegenüberliegende flache Landschaft boten.

In der Grieboer Schweiz

Im namengebenden Dorf Griebo hat sich eine romanische Feldsteinkirche erhalten. Entlang des Grieboer Baches, in dessen Landschaft sich Spuren von Biberaktivität spüren ließen, erreichten wir schließlich den Gipfel des 127 m hohen Apollensberges. Für heute sollte das unsere größte sportliche Herausforderung sein. Der Blick konnte nicht nur zu den Kirchtürmen von Coswig, Wörlitz und Wittenberg, sondern bis nach Dessau und zur Dübener Heide schweifen.

Wir tangierten nun die Stickstoffwerke Piesteritz, einen namhaften Hersteller von Ammoniak und Harnstoff, und durchquerten die 1916 – 1919 für Beschäftigte dieses Betriebes in Form einer Gartenstadt errichtete Piesteritzer Werkssiedlung. In unmittelbarer Nähe verwöhnte uns dann ein indisches Lokal mit seinen kulinarischen Spezialitäten. Vorbei am Hafen, erreichten wir schließlich die Wittenberger Altstadt. Erste namhafte Attraktion war die Schlosskirche mit ihrer berühmten, wenn auch nicht originalen Thesentür. Auch hier bzw. in der gegenüberliegenden Stadtinformation wurden wir mit weiteren Stempeln fürs Startbuch versorgt. Wir näherten uns dann dem von einem wunderschönen Renaissancerathaus und den Türmen der Stadtkirche St. Marien dominierten Marktplatz, bewunderten die Denkmäler von Melanchthon und Luther, warfen einen Blick in den Hof des Cranachhauses, durchquerten den nordwestlichen Teil des Stadtparkes in Verlauf der alten Stadtbefestigung und strebten dann durch die Collegienstraße, vorbei an der Leucorea, dem Melanchthon- und Lutherhaus, zum Wittenberger Hauptbahnhof. Von da traten wir dann, erfüllt mit neuen Eindrücken und Anregungen für spätere Besuche, die Heimreise an.

Marktplatz in Wittenberg

Fazit: Wittenberg hat dem Besucher so viel zu bieten, dass ein einzelner Tag dafür kaum ausreicht. Die Stadt wird dem Wanderverein Burgstädt, wie zuletzt 2017, auch in den kommenden Jahren immer wieder einmal als Wanderziel dienen können.

 

Felix Pechmann