Wanderfahrt ins Eisengebirge (2009)

Wanderfahrt ins Eisengebirge (Železné Hory) vom 12. bis 20. September 2009

Mit dem Burgstädter Wanderverein ging es ins Eisengebirge. Ja, wo liegt denn das? Bis dato hatte ich keinerlei Ahnung davon - nur, dass es zu Tschechien gehört. Es liegt quasi zwischen Pardubice und Havličkův Brod. Das Železné (Eisen) erinnert an große Erzbodenschätze, die sich im Gebiet befunden haben und gefördert wurden. Das Eisengebirge ist ein Ausläufer der Böhmisch-Mährischen Höhe, die allmählich im Norden in die Elbebene übergeht und im Süden steil in die Aue des Flusses Doubrava fällt. Soviel zur Lage!

Bei Morgengrauen (6.20 Uhr) starteten wir mit dem Busunternehmen Stefan Nette auf zur großen Tour. Unterwegs legten wir einen Halt in Prag ein. Wir besichtigten das Kloster Strahov. Leider war der schönste Teil - die Bibliothek, Philosophischer Saal – wegen Rekonstruktion gesperrt.

Wir bummelten über Hradschin, Karlsbrücke, Altstädter Rathaus zum Wenzelsplatz. Dort stiegen wirklich wieder 29 Personen in den Bus ein. Ein Wunder, bei diesem Menschenandrang an einem Sonnabend in Prag!

Mittagessen gab es am Bus - nicht etwa Würstchen oder 5-Minuten-Terrinen - nein, viele fleißige Leute hatten für das Mahl gesorgt. Verschiedene Kartoffelsalate und Beefsteaks waren im Angebot.

Bei den Wanderungen wird mittags „aus dem Rucksack“ gegessen – und da ist auch vieles aus „eigener Produktion“ (ganz leckeres Speckfett, Heringssalat, Gurken, Bohnen, Marmelade). Selbstverständlich gibt es auch jeden Nachmittag zum guten Kaffee von Stefan einen selbstgebackenen Kuchen. Also, für das leibliche Wohl ist stets bestens gesorgt beim Wanderverein! Abends wird im Hotel richtig gespeist.

Unser Hotel Podlesi (Podlesi ist ein Ortsteil von Svratka) lag etwa 700 m hoch mitten in der Natur mit Aussicht auf Täler, Wiesen, Wälder und Berge. Trotz Sprachprob-lemen mit dem Hotelpersonal, klappte die Verständigung, und wir wurden sehr nett und freundlich bedient. Man fühlte sich „gut aufgehoben“.

Am 1. Wandertag brachte uns der Bus ca. 40 km bis Chotěboř. Dort erwartete uns am Schloss eine Fremdenführerin, die über die Landschaft und deren Geschichte erzählte. Über die Geschichte des Schlosses berichtete der Herr Graf persönlich!! Alles sehr interessant.

Aber dann kam der absolute Höhepunkt, die Wanderung durch´s wildromantische Tal der Doubrava.

„Ganz einmalig ist das Naturschutzgebiet Udoli Doubravy. Dieses Tal hat sich über Jahrhunderte durch die Erosion des Flusses Doubrava gebildet. Man kann es ohne weiteres einen ‚kleinen Grand Canyon’ nennen“ – so sagt es der Reiseführer.

Und ich war einverstanden!

Es gibt viele Felsgebilde, die einen Namen haben und mit einer entsprechenden Sage verbunden sind. Der Weg im Tal war anspruchsvoll, aber dafür umso reizvoller. „Promenadenwege“ gibt es im Eisengebirge eher weniger.

Nach dieser einmaligen Naturschönheit fuhren wir nach Veselý Kopec und besich-tigten ein Freilichtmuseum, dort Skanzen genannt. Die Besichtigung der alten Bauernhäuser, Ställe und Scheunen hinterließ den Eindruck, dass es wohl doch besser ist, heute zu leben.

Im Hotel konnte man sich sportlich betätigen, Freibad, Hallenbad, Bowlingbahn, Tennisplatz - war alles vorhanden.

Abends wurde gesungen, Karten gespielt, gewürfelt oder einfach gemütlich bei einem guten Getränk zusammen gesessen.

Am nächsten Tag begann und endete die Wanderung am Hotel. Die lange Tour ging über 24,5 km durch die Saarer Berge (Ždárské Vrchy) an vielen markanten Felsen entlang oder auch hinauf. Der höchste Berg war 836 m hoch – Devět Skal (neun Steine) genannt. Selbstverständlich gibt es auch eine Wandergruppe, die kürzere Stecken läuft. Sie setzt später mit der Wanderung ein oder hört eher auf. Dieses logistische Problem, wo der Bus die Gruppen absetzt oder abholt, lösen Dr. Karl-Heinz Wollner und Stefan Nette hervorragend und mit viel Akribie.

Einen Tag ließen wir die Wanderschuhe im Hotel und nutzten nur den Bus. Wir fuhren nach Žleby und besichtigten das Schloss. Die ursprünglich gotische Burg, später im Stil der Renaissance und des Barocks umgestaltet, wurde im Sinn des romantischen Historismus zur gegenwärtigen, eindrucksvollen Gestalt umgebaut. Der Initiator des Umbaues war der Besitzer Vinzenz Karl Fürst Auersperg, der auch die Pferdezucht und ihre Verbreitung in Böhmen förderte.

Von Žleby fuhren wir nach Kutna Hora (Kuttenberg). Die mittelalterliche Stadt verdankt ihren Reichtum der Silbergewinnung und galt lange Zeit nach Prag als wichtigste Stadt des Königreichs Böhmen.

Wir besichtigten den beeindruckenden gotischen St.-Barbara-Dom (Unesco Weltkulturerbe) und bummelten durch den Ort, der reich an architektonischen Sehenswürdigkeiten ist.

Eine für unsere Begriffe makabere Besichtigung gab es noch in Sedlec (östliche Vorstadt). Dort hatte ein Künstler in einer Kapelle menschliche Knochen zu „Kunstwerken“ gestaltet – Pyramiden, Kronleuchter, Kelche. Ein Beinhaus dieser Art hatten wir noch nie gesehen.

Dieser Tag war zwar etwas verregnet, dafür hatten wir an allen Wandertagen herrlichstes Wetter!

So reihten sich sechs Wandertage aneinander, und jeden Tag waren wir von der landschaftlichen Schönheit überrascht.

Bei unseren Anfahrten sahen wir viele freundlich aussehende Häuser mit geschmackvoll angelegten Gärten.

Bei den Wanderungen stellten wir stets fest, dass die Landschaft mit einem Netz aus Wegen, Pfaden und Stegen durchzogen ist und die Wandermarkierungen bestens sind.

Am 20.9. waren die schönen Tage vorüber. Aber die Heimfahrt hatte noch zwei Höhepunkte zu bieten:

In Pardubice führte uns ein Stadtrundgang an den wichtigsten Gebäuden vorbei, natürlich über den Rathausplatz, der von historischen Häusern umsäumt wird, und zum Schloss, das 1512 – 1543 im Renaissancestil umgebaut wurde. Insgesamt eine Stadt, die viel zu bieten hat. Für Pferdefreunde hat Pardubice auch einen Namen, denn seit 1874 finden jährlich die schwersten Pferderennen (Steeplechase) Europas statt. Die Stadt liegt am Zusammenfluss von Labe und Chrudimka, einer der Flüsse, der das Eisengebirge durchfließt.

Der nächste Halt liegt ebenfalls an einem Zusammenfluss, nämlich der zwei größten böhmischen Flüsse Moldau und Elbe. Ja, wir waren in Mělník!

Hier saßen wir hoch über den Flüssen auf den Schlossterrassen und ließen uns die „Ludmilla“, den traditionellen Wein der Gegend, recht wohl schmecken.

Dank der sicheren Fahrweise von Herrn Nette kamen wir wohlbehalten und mit vielen neuen Eindrücken und schönen Erinnerungen wieder in Burgstädt an.

Die Initiative zu diesen Wanderreisen kommt von Dr. Karl-Heinz Wollner und Annemarie Wollner – danke dafür.

Eigentlich bin ich ja kein „Vereinsmensch“, aber der Burgstädter Wanderverein tut mir gut, ich fühle mich wohl bei den gemeinsamen Wanderungen. Viele schöne Gegenden von Deutschland und den angrenzenden Ländern habe ich dadurch kennen gelernt.

Vielleicht wollen Sie auch mal dabei sein? Gäste sind jederzeit herzlich willkommen.

Christiane Schönfelder