War das schön: um 6.30 Uhr eine „Menschentraube“ am Burgstädter Bahnhof - genannt „scharfe Stelle“ – offiziell: „ÖPNV - Schnittstelle“.
36 Freundinnen und Freunde des Wanderns wollten nach Bayern ins Fichtelgebirge „auswandern“. Aber es gab gleich eine schlechte Nachricht: Böse Menschen hatten sich „kabelmässig“ bei der Bundesbahn „bedient“ und es fuhren deshalb keine Züge. (2 Wanderfreunde beschlossen, auf dieses Bahn-Abenteuer zu verzichten und fuhren mit ihrem Pkw direkt zum Wanderziel; wir trafen sie dann völlig relaxed in der Kösseinbaude) Nach kurzer Zeit kam ein Lichtblick in Form eines Busses; Schienenersatzverkehr:

So gelangten wir doch noch nach Chemnitz; leider erreichten wir den eingeplanten Zug nicht mehr.
So konnten wir die Version „ZZ“ nicht mehr realisieren und mussten auf die Variante „BZZB“ ausweichen. Wer mit den vielen, teilweise sinnlosen Abkürzungen des täglichen Lebens nicht klar kommt, hier die voll ausgeschriebenen Formulierungen: “ZZ“ ... „ziemlich zügig“ (bekannt aus einer älteren Fernsehserie); umgemünzt in „ziemlich zugig“; vereinfacht also: Zug -> Zug.„BZZB“ ergibt dann leicht erkennbar: Bus -> Zug -> Zug -> Bus
Real: Bus bis Chemnitz -> Zug bis Hof -> Zug bis Marktredwitz -> Bus bis Bad Alexandersbad.
Endlich, gegen 10.45 Uhr, konnten wir nach der beschriebenen „Odyssee“ mit der eigentlichen Wanderung in Bad Alexandersbad beginnen:

Unterwegs gab es intensive Meetings der vier Tourmanager und aus den ursprünglich geplanten 4 Touren wurde abgespeckt auf zwei entlang dem „Fränkischen Gebirgsweg“; jedes Mitglied der Wandergruppe konnte letztlich doch eine für sie/ihn zutreffende Wanderung absolvieren.
Die Wanderleiter Günter und Lothar übernahmen die kürzere Tour mit 23 Wanderinnen und Wanderern über 16,5 km und  2,5 Höhenpunkten (ein halber Höhenpunkt - mein Gott, so was "exaktes"); Hans und Karl-Heinz die längere Tour über 19 km und 5 Höhenpunkten mit 11 erwartungsfrohen Wanderwilligen.
Unterwegs sahen wir „steinische“ Tafeln und Säulen zur Erinnerung an ehemalige Wanderer:

Hier wird die längere Tour beschrieben.
An der Ausschilderung der 13 Wanderwege kann man die Vielfalt der Wandermöglichkeiten ahnen ...

Wir erreichten bald den „Bürgerlichen Landschaftsgarten Felsenlabyrinth Luisenburg“; beschrieben als „Europas größtes Felsenlabyrinth, Granitsteinmeer  und Nationaler Geotop“:

Die malerisch in die Natur eingefügte „Freilichtbühne Luisenburg“ mit 1800 Plätzen (Naturbühne) bot gerade den „Pumuckl“; eine gut besuchte Aufführung. Daneben Gaststätte und Eingang zum Labyrinth. Niemand erschrak mehr richtig vor diesen gesalzenen Eintrittspreisen: 9€; wofür eigentlich?
(Vergleich: der Leipziger Zoo verlangte bis zum 30.Juni 13 € Eintritt; mit "Gondwanaland" nun 17 €):

Los ging es:

Vom Aussichtspunkt „Napoleons Hut“ (ziemlich „abgenutztes Teil“; aber das haben „alte Hüte“ so an sich) hatten wir einen ersten schönen „Halbrundblick“ auf Wunsiedel, den Ochsenkopf, Schneeberg, ...
Weitere Ausblicke konnten wir kurz danach beim „Luisenblick“ genießen:

Beim Bergaufwandern sahen wir ein Andenken an einen der vielen „Vorwanderer in Stein“:

In einer schönen Waldlichtung legten wir eine kurze Rast ein:

Dann kam es zu einer kurzzeitigen Trennung der Gruppe: einige bestiegen den „Haberstein“ [848m über NN]; die anderen pausierten:

Phantastischer Rundblick, auch zur Kösseine, dem eigentlichen Ziel des Tages - aber „eiskalter“ Wind - so dass man schnell wieder zur wartenden Gruppe zurückkehrte. Unterwegs immer wieder steinerne Zeugen mit teilweise verwitterten Inschriften ...
Aber gab auch Ausnahmen: eine berühmte, jetzt „ostdeutsche“ Bank:

Motiviert nahmen wir die Etappe über etwa 2 km zur Kösseine in Angriff; leicht belustigt durch
verschiedene Namensgebungen auf den vielen Schildern:

Ein oft angebrachtes Schild wurde vom Verfasser als „H = Hans“ gedeutet; in Wirklichkeit ist das natürlich der Höhenweg.
Auf dem steinernen Außengelände des „Kösseinehauses“ [939m  über NN] wurden wir von den anderen Wanderfreundinnen und -freunden begrüßt und konnten uns auch laben, besonders das würzig-herbe tschechische Bier:

Die Kösseine

Granitstock mit charakteristischem Doppelgipfel im Hohen Fichtelgebirge südwestlich von Wunsiedel. Urkundlich 1283 als "Chozin" = Ziegenberg genannt. Der Gipfel der Großen Kösseine (939 m ü. NN) ist mit seinem Granitblockmeer Naturschutzgebiet (15,8 ha). Er gilt als aussichtsreichster Berg des Fichtelgebirges. Auf dem höchsten Felsen steht der Aussichtsturm Kösseineturm, unmittelbar östlich daneben das Unterkunftshaus Kösseinehaus.(Dauerhaft höchste bewohnte Stelle im Fichtelgebirge).

Im Gipfelbereich befindet sich eine großartige Granit-Blockhalde, die mit einer Fläche von 15,8 Hektar unter Naturschutz gestellt wurde. Verschiedene Granitfelsgruppen (Kleine Kösseine, Großer und Kleiner Haberstein, Burgsteinfelsen, Mühlstein, Püttners- und Jakobifels) sind geschützte Naturdenkmale und vermitteln einen einmaligen Eindruck der Granitverwitterung.

Östlich davon der Kösseinesender, der 1990 seine Kommunikationsdienste aufnahm. 13 markierte Wanderwege führen aus allen Richtungen zum Berggipfel, der für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist. 200 m östlich die Kleine Kösseine (922 m ü.NN), wegen der eigentümlichen, quaderartigen Verwitterungsform des Granits geschütztes Naturdenkmal. In der Einsattelung der beiden Kösseinegipfel, an der Forststraße gelegen, die 1981 neu errichtete Diensthütte der Bergwachtbereitschaft Tröstau. Dem Kösseinestock entspringen viele Rinnsale und Bäche, zahlreiche Quellen wurden eindrucksvoll gefasst. Über den Gipfel der Großen Kösseine verläuft die europäische Hauptwasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer. Am Südfuß des Bergstocks verläuft die Grenze der bayerischen. Regierungsbezirke Oberfranken/Oberpfalz. Im gesamten Gebiet früher reger Granitabbau, heute nur noch Steinbrüche am Südost-Hang beim Ort Kössain. ("Blauer Kössenegranit").

Ein Namensforscher deutete den Namen Kösseine als „Ziegenberg“ (slawisch Koza = Ziege).
(Quelle: Internetseiten)

Vom Aussichtsturm erneut schöne, aber nun schon bekannte Ausblicke:

Zügigen Schritts ging es zurück nach Marktredwitz, so dass wir rechtzeitig vor der Abfahrt des Zuges eintrafen und noch einen „Stehimbiss“ einnehmen konnten.
Dann auf zum Zug, der zwar pünktlich eintraf, aber bei Hof aus unerklärlichen Gründen in Zeitverzug kam und bis Chemnitz diese 6 "verlorenen" Minuten einfach nicht aufholen konnte (waren die Kohlen alle, gab es keinen Rückenwind, ...):

So kamen wir knapp am zweifelhaften „Genuss“ vorbei, die Rücklichter unserer Citybahn noch zu sehen ...
Die halbe Stunde Wartezeit überbrückten wir mit lockerem Geplauder und ließen den Tag Revue passieren, denn es war ja vieles anders als geplant gewesen; trotzdem beschwerte sich niemand (???) und wir bedankten uns bei den vier Wanderleitern, aber auch bei Bärbel, die wiederum die Finanzen prima im Griff hatte.
Die über 13 gemeinsamen Stunden waren nicht langweilig gewesen, was der „kleine“ Bericht mit den „wenigen“ Bildern auch zum Ausdruck bringt.

Jürgen Lindner
27. Juni 2011